Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.“

– Marie von Ebner-Eschenbach

Ich habe Wehmut. Immer öfter schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit, zu den letzten Monaten. Die ersten Schritte im Juli fühlen sich so weit weg an und zugleich doch so nah. Wie gerne würde ich noch einmal durch Frankreich laufen, noch einmal die saftigen Mirabellen pflücken, noch einmal im Schatten großer Kirchen rasten, noch einmal die Pyrenäen am Horizont erblicken, noch einmal….

Jetzt, wo ich am Ziel des Fischerweges bin, am Ziel eines weiteren Kapitels angelangt bin, vermisse ich bereits das Wandern zu diesem Ziel. 

„Die Welt ist im Wandel.
Ich spüre es im Wasser.
Ich spüre es in der Erde.
Ich rieche es in der Luft.“

– J.R.R.Tolkien in Herr der Ringe

Die letzte Etappe bis nach Lagos war zwar nicht anstrengend, auch nicht besonders lang, dennoch brauchten wir unsere Zeit für die Strecke. Grund waren die schönen Aussichten, Strände und das Gefühl, unseren letzten Wandertag auf dem Fischerweg zu erleben. Immer wieder hielten wir an, genossen den Blick über das weite Meer.

Dabei gingen uns viele Fragen durch den Kopf, wie wir nach Lagos weitermachen sollen. Abgelenkt wurden wir von diesen Fragen durch eine unglaubliche Blütenpracht entlang des Weges. Gelbe Blumen reckten überall ihre Blüten der Sonne entgegen, frisch und satt erstrahlte das sanfte Grün in der Mittagssonne. 

Bei der Ponta da Piedade machten wir Pause und genossen das Spiel des Meeres mit den Felsen. Im kühlen Schatten konnten wir entspannen und unsere Gedanken sortieren. Nur noch zwei Kilometer trennten uns von der Unterkunft. Die letzten zwei Kilometer des Weges.

Jetzt sind wir in Sintra und haben uns dafür entschlossen, zurück nach Deutschland zu gehen. Spanien bleibt uns verwehrt, da die Grenze zu Portugal geschlossen wurde, sodass wir unsere Pläne geändert haben. Es fühlt sich sonderbar an, nach so langer Zeit, wieder Richtung Heimat zu fahren (nein, wir laufen den Weg nicht wieder zurück, so schön er auch war).

Hier in Sintra, nahe Lissabon, treffen wir nun die nötigen Vorbereitungen, für die Rückreise. Neben Formularen, Tests und Busverbindungen, organisieren wir unser Hab und Gut, Schuhe werden geputzt, Telefonate geführt und Dinge in der Heimat organisiert. 

Das kleine Städtchen Sintra
Kleine Gassen
Schöne Architektur

Daneben bleibt jedoch auch Zeit für Spaziergänge rund um das kleine Städtchen, in dem zwar alle Sehenswürdigkeiten geschlossen sind, die Natur und Architektur uns jedoch absolut reichen. So genießen wir die Wälder, aber auch die Küste rund um das Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes.

„Cabo do Roca“
Der westlichste Punkt von Europa
Blühender Frühling

Was wir in Deutschland machen werden? Das wissen wir noch nicht. Auf unserem Weg haben wir jedoch gelernt, Schritt für Schritt zu gehen und so lassen wir uns ein Stück überraschen, was in Deutschland (neben Schnee und Kälte) auf uns wartet.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Jürgen und Karin

    Liebe Franzi, lieber Soehnke,

    es tut uns für Euch so leid, dass Eure großen Pläne nun doch auf solch eine traurige Art und Weise zu Staub zerfallen. Wir haben uns auf Eurem bisherigen Weg immer mit Euch gefreut und in den letzten Wochen und Monaten auch mit Euch mitgefiebert, ob und wie es weitergeht. Und nun ist dieser Weg zu Ende. So ist wenigstens Euer jetziges Empfinden….

    Ist er denn wirklich zu Ende?
    Nein! Eindeutig: Nein!
    Auch wir können uns zurückerinnern an die Situation, als wir in 2001 von unserer ersten halbjährigen Tour durch Europa zurückkehrten: Wir waren so unendlich traurig und wollten uns gar nicht so recht an den Gedanken des Wiedereinstieg in den „Alltag“ gewöhnen.
    Aber man kann die Zeit nicht anhalten und manch äußere Umstände auch nicht aufhalten. Also starteten wir wieder in unser normales Leben.

    Aber: Wie es der Zufall und unsere Lebensumstände ergaben, starteten wir bereits 4 Jahre später zu einer neuen halbjährigen Auszeit und genossen diese Zeit und die damit verbundenen Erlebnisse dann umso mehr.

    Auch wenn es im Moment schwer fällt zu glauben: Der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Er wird sich vielleicht in nicht allzu ferner Zeit und vielleicht auch auf andere Art fortsetzen. Aber er setzt sich fort!

    Und ein weiterer Trost darf für Euch sein, dass Ihr in den vergangenen Monaten so viel erlebt und gesehen habt, wie andere Menschen im gesamten Leben nicht erleben werden ob gewollt oder auch im schlechteren Fall ungewollt. Dass kann für Euch auch der Aufbauer an diesem ungewollten und vorläufigen (!) Ende des Weges sein.

    Jedenfalls freuen wir uns bereits jetzt darauf, von Eurem zukünftigen Weg zu hören und hoffen, dass Ihr Euren Blog dann fortsetzen werdet.
    Kommt gut nach Hause!

    Jürgen und Karin

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