„Pssst… hast du das gehört?“
„Nein. – Doch!“

Locke und Hut

Ein kratzendes, schabendes Geräusch. Dann klappert die Tür unseres kleinen Zimmers der Herberge. Irgendwie hat die Schiebetür ein bisschen Spiel und schlägt jetzt im unregelmäßigen Takt. Draußen auf dem Flur läuft etwas. Etwas mit Krallen. Dann wieder das Kratzen an der Tür, gefolgt von dem Poltern. Wir sind hellwach. Also Locke ist wach, ich bin eher so im Halbschlaf und genieße das Kopfkissen des Bettes und Murmel nur unverständliche Zustimmung. Dann höre ich es auch. Irgendein nächtlicher Gast stört unseren wichtigen Pilgerschlaf!

Ich nehme meine Stirntaschenlampe, ziehe die Flip-Flops an und begebe mich zur Tür. Vorsichtig schiebe ich sie zur Seite und leuchte in den kleinen Flur. Im Lichtschein sehe ich einen Igel schnell davonrennen. „Seltsam“, denke ich „wie kommt ein Igel hier hinein?“ Ich zucke mit den Schultern und bemerke, dass ich aufs Klo muss. Kurz darauf liege ich wieder im Bett und berichte Frau Locke von dem Igel. Wenige Sekunden später schlafe ich.

Poltern! Kratzen! Irgendetwas rüttelt an meiner Schulter. Der Igel ist wieder da und ich wieder irgendwo zwischen Schlafen, Wandern, Träumen, Wachsein. Ich soll irgendetwas tun. Frau Locke meint ich würde nur im Halbschlaf antworten. Also stehe ich auf, nehme die Taschenlampe und stelle meinen Wanderrucksack an die Tür. Das Poltern hört auf und ich schlurfe wieder zum Bett.

Den Gast aus der Nacht haben wir nicht wieder gesehen oder gehört. 

Und Frau Locke? Die konnte jetzt auch endlich wieder beruhigt schlafen.

Dieser Igel sollte nicht der einzige nächtliche Besucher bleiben. Scheinbar finden uns Tiere ganz interessant. So auch in einer Nacht, in der wir unser Zelt in einem kleinen Wald aufgeschlagen hatten. Etwas abseits des großen Wanderweges. Wie jeden Tag wurde das Zelt aufgebaut, gegessen und Tagebuch geschrieben. Ganz entsprechend unserer alltäglichen Routine.

Ich schrieb noch ein bisschen länger in mein Tagebuch, während Frau Locke schon am Schlafen war. Gerade legte ich den Stift zur Seite und knipste die Taschenlampe aus, als ich in der Entfernung Schritte hörte. Scheinbar kam etwas durch den Wald in unsere Richtung. In freudiger Erwartung lag ich reglos auf meiner Isomatte und lauschte gespannt in die Dunkelheit. 

Irgendwie wurden die Schritte zu laut, zu viele für ein einzelnes Tier. Dann stellte ich schlagartig fest, dass ein ganzes Rudel in unsere Richtung kommt. Ich flüsterte zu Frau Locke: „Psst…bist du wach?“ Ein leises „ja“ erhielt ich als Antwort. Gebannt lagen wir dort und lauschten auf die lauter werdenden Schritte.

Plötzlich ließ ein Grunzen unweit unseres Kopfendes meinen Atem stocken!

WILDSCHWEINE, eine Rotte Wildschweine zieht an unserem kleinen Zelt vorbei. Wir waren hellwach. Während die Rotte weiterzog, blieb ein Wildschwein scheinbar in der Nähe unseres Zeltes und grunzte von Zeit zu Zeit. Eine gefühlte Ewigkeit später zog es dann auch den anderen hinterher. Wir atmeten auf.

Wildschwein in der Nacht

Irgendwie muss ich wieder eingeschlafen sein. Frau Lockes Stimme lies mich wieder erwachen.

„Pssst….bist du wach?“ „Ja“ „Hast du das auch gehört, das war wieder dieses Grunzen! Es ist zurückgekommen“ Wie im Boden verwurzelt, rührte sich wieder keiner von uns. Wir beide lauschten angestrengt diesem komischen Geräusch.

Raschel, raschel, raschel… „oh oh“, dachte ich mir. Es ist nicht nur ein dickes Wildschwein, was um unser Zelt streift; Nein, die ganze Rotte rennt wieder direkt neben uns durch den Wald!“

 

Als das Rascheln der Wildschweine und das Knacken der Äste langsam leiser wurden, hörten wir auch kein lautes Grunzen mehr neben uns. 

 

Ich weiß nicht wann oder wie wir eingeschlafen sind, jedoch achten wir ab jetzt umso mehr darauf, wo wir unser Zelt aufschlagen.

Essen in mindestens 1,50m Höhe aufbewahren.

Um Wildschweine und andere nächtliche Besucher an deinem Zelt zu vermeiden, achte auf folgende Dinge:

1) Koche etwas abseits deines Zeltes dein Abendessen. Die kleinen Überreste und Krümmel locken ungebetene Gäste an.

 

2) Hänge deine offenen Essensvorräte mindestens 1,5-2,0 Meter in die Bäume. Ich verwende dafür einen 5 Liter Dry-Bag*. Die anderen beiden verwenden wir für unsere Klamotten.

 

3) Achte auf großzügigen Abstand zwischen deiner Toilette und deinem Schlafplatz.

Ab morgen werden wir hoffentlich mehr in Pilgerherbergen übernachten, da wir dann in Vezelay angekommen sind.

 

Mehr dazu morgen.

 

Wir wünschen allen gute und erholsame Nächte ohne ungebetene Besucher.

Welche nächtlichen Besucher hast du bereits erfolgreich „überstanden“?
Wem würdest du ungern nachts begegnen?

Kein nächtlicher Besucher, sondern unterwegs entdeckt!

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Rens

    Hi Franzi and Soehnke,

    It is nice to have met you. I hope that you had a good stay at l’Esprit du Chemin.

    For the rest of your Camino, and also the journey after that: Ultreia!

    Rens

    1. Herr Hut

      Hi Rens,

      The time we spent at L‘Esprit du Chemin was amazin! We enjoyed the time so much and were able to relax! Thanks für giving uns this opportunity!

      I wrote you an E-Mail with more details.

  2. Rens

    Didn’t receive any e-mail. I am enjoying nature at an eco campground in the Cevennes. Have passed through Le Puy en Velay, you will like it there. Continue on like you do!

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