„ War es nicht sonderbar, 

dass so wenig so glücklich machen konnte?“

Astrid Lindgren, Ronja Räubertochter

Wir sind sehr glücklich – zumindest meistens. Vielleicht mag das an dem Wenigen liegen was wir derzeit besitzen oder, dass wir derzeit viel stärker die Kleinigkeiten wahrnehmen, die uns glücklich machen. Vielleicht fällt das Glücklich sein daher leichter.

Dabei habe ich nicht das Gefühl, sehr wenig zu besitzen. Okay. Alles was ich besitze passt in einen Rucksack. Doch was ist mit den vielen anderen Dingen, die wir unser eigen nennen dürfen (wenn auch manchmal nur für eine begrenzte Zeit)?

Wenn wir morgens um 6 Uhr aufstehen, die Sonne den Himmel bunt färbt und ich unser kleines 1,50m x 2,25m Schlafzimmer verlasse, genieße ich unser großes Wohnzimmer. Rehe, Hasen und manchmal Füchse schleichen dort umher, Sonnenstrahlen kitzeln Kühe wach und ich – ich bin einfach glücklich.

Wenn wir anschließend alles zusammenpacken und uns auf den Weg machen, halten wir meist nach 1-2 Stunden an einem schönen Örtchen an, das wir unser Esszimmer nennen. Hier bin ich glücklich über ein einfaches Frühstück, bestehend aus Müsli und Nüssen oder Brötchen und Käse. Dabei werden die Schlafsäcke ausgelüftet und alles was noch von der Nacht irgendwie nass oder klamm ist getrocknet. Glücklich sein.

In den Dörfern begegnen wir so früh meistens nur vereinzelt Menschen, die ihre Blumen gießen. Das macht man hier in Frankreich anscheinend so, denn viele Häuser erstrahlen in einer bunten Blumenpracht. Wir bestaunen diese bunten Farbtupfer, in der sonst vertrockneten Landschaft und sind glücklich über kleine Blumen am Wegesrand. Glücklich sein.

Ja, wir sind mittlerweile seit 4 Tagen in Frankreich und genießen dieses Land sehr. Die kleinen idyllischen Dörfer, weite Felder, enge Gassen und freundliche Menschen. Besonders die Stadt Metz hat mich stark beeindruckt.

Prachtvolle Gebäude neben alten Häusern werden von der Kathedrale Saint-Etienne und dem Temple Neuf überragt. Vor allem die Kathedrale hat uns staunen lassen. Das Kirchenschiff mit einer Höhe von 42 Metern und den riesigen bunten Fenstern lies uns klein erscheinen. Ohne viel Gold oder große Altäre, hat die Kathedrale dennoch etwas Erhabenes und Majestätisches. Prunk und Goldglanz könnten dies nie erreichen.

Auf der Etappe nach Metz haben wir auch von dem „Lied der Pilger nach Santiago de Compostela“ gehört. Wir haben sofort nach der deutschen Version gesucht und diese auswendig gelernt. Sie passt perfekt zu unserem Laufrhythmus. Ein kleines Lied, lässt mich glücklich sein.

 

Ich habe die erste Strophe für dich abgetippt

Das Lied der Pilger nach Santiago de Compostela

 

An jedem Morgen müssen wir weiter.

Am Morgen treibt es uns hinaus.

Und Tag für Tag erklingt ein Lied so hell

Ertönt der Ruf von Compostelle!

 

Ultreia

Ultreia

E suseia

Deus adjuva nos!

 

Das ganze Lied kannst du hier auf YouTube anhören hier auf YouTube anhören.

Wir genießen dieses Lied sehr! Es bringt gute Laune und macht uns glücklich.

Der Refrain passt dabei besonders gut zum Pilgern.

„Ultreia“ bedeutet so viel wie „Immer weiter!“ und ist ein Gruß auf dem Camino, ebenso wie eine Ermutigung, immer weiter bis nach Santiago zu gehen.

„E suseia“ oder auch „Et suseia“ ist die Antwort auf „Ultreia“. Es bedeutet „und höher!“. Damit wird der Wunsch ausgedrückt, immer „höher“ zu sein, als Sinnbild für die Nähe zu Gott. 

 

„Deus adjuva nos!“ heißt übersetzt „Gott hilf uns!“ oder „Gott stehe uns bei!“. 

 

Ich merke immer wieder, dass ich sowohl auf andere Menschen, als auch auf Gott angewiesen bin. Gerade hier auf dem Jakobsweg wird dies sehr deutlich. Ich kann nicht alles alleine schaffen und komme immer wieder in Situationen, in denen ich denke „Gott hilf!“.

Es sind am Ende vier kurze Strophen, die wir immer mal wieder unterwegs anstimmen, doch dieses kleine Lied verändert schnell unsere Laune.

 

Das Singen bei anstrengenden Wegstücken eine echte Unterstützung ist, haben wir auch auf dem Mosel-Camino erleben dürfen. Während dem Pilgern haben wir das Lied „Oh Champs Élysée“ in eine Mosel-Camino Version umgedichtet. 

 

Hier unsere Version:

Das Mosel-Pilgerlied nach Oh Champs Élysée

 

Oh Mosel-Camino, Oh Mosel-Camino


Sonne scheint, Regen rinnt,

Ganz egal wir beide sind,

So froh wenn wir auf dir gehn,

Oh Mosel-Camino


Oh Mosel-Camino , oh Mosel-Camino


Von dem Rhein, bis nach Trier,

Ziehst du hin, ich folge dir,

Du nur machst mich einfach froh,

Sing Buen Camino!


Oh Buen Camino, Oh Buen Camino


Und kannst du mal nicht mehr,

Rücken schmerzt, Füße schwer,

Komm wir sind doch fast schon da!

Ruf Ultreia!


Uuuu-Ultreia, Uuuu-Ultreia


Ist der Weg noch so lang,

Und dir schon Angst und Bang,

Denk doch einfach Schritt für Schritt

Und Summ jetzt mit!


Gut, dass wir jetzt ein neues Lied für unterwegs haben!


Manchmal kann so wenig, so glücklich machen!

glücklich sein

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Gabriele

    Wie schön Euch und Eure Seite kennengelernt zu haben, so kann ich wenigstens in Gedanken mit Euch weitergehen. Ich habe geweint, beim Lesen dieser Episode. Ich bin mittlerweile wieder in Köln. Perl war meine vorerst letzte Station. Ich weiß noch nicht, wie und wann ich im Oktober weitermache. Für nächstes Wochenende habe ich geplant, das Zelten zu üben (erstmal bei mir im Garten) ;-p
    Ich bewundere und beneide Euch so sehr, für das was Ihr einfach macht. Dabei sollte ich mich doch auch einfach mal bewundern und beneiden, was ich bisher gemacht habe.
    Ich freue mich unendlich auf Eure weiteren Reisetagebücher, zumindest in Gedanken mit Euch zu gehen.
    Gott ist groß, er sieht und schützt Euch.
    Ganz liebe Grüße Gabriele

    1. Herr Hut

      Liebe Gabriele,
      Dass du dich mit deinem Fahrrad und Wohnmobil alleine von Köln aufgemacht hast, bewundern wir ebenso. Es ist nie leicht einfach aufzubrechen und Neues zu wagen oder auszuprobieren. Du bist etwas Besonderes!

      Wir haben auf unserem Weg immer wieder erfahren, dass es gut ist auf andere Menschen zuzugehen. Gerade heute haben wir einfach bei einer Familie geklingelt, die ein Schild mit einer Entfernungsangabe nach antimagnetisch de Compostela im Garten hatten. Diese konnten uns zwar nicht aufnehmen, haben aber bei Nachbarn gefragt und jetzt sind wir, etwas berauscht vom Alkohol und dem guten französischen Essen, kurz vorm Einschlafen in wunderbaren Betten.

      Du wirst ebenfalls absolut positive Erfahrungen auf dem Camino mit Gott und Menschen machen!

      „Hoffe auf den Herrn, sei Stark, und dein Herz fasse Mut!“
      – Psalm 27,14

      Lass uns wissen, wann du wieder aufbrichst!

      Beste Grüße,
      Franzi und Soehnke

Schreibe einen Kommentar