„Die Natur ist der beste Künstler“

Unbekannt

Regen, Wind, Nässe.

Ich stapfe langsam den Weg entlang. Mein Blick ist dabei auf den nassen Boden vor meinen Füßen gerichtet. Vor kurzem wäre ich fast auf einem glatten Stein ausgerutscht. Im gleichmäßigen Rhythmus der Wanderstöcke geht es vorwärts. Tack – Tack

Der Regen wird mal heftiger, mal schwächt er etwas ab. Die dunklen Wolkenfetzen werden über mir vom Wind dahingetrieben. Ungleichmäßig tropft der Regen von der Kapuze meines Ponchos mal auf meine nassen Schuhe, mal auf Asphalt, dann wieder auf Gras. Alles fühlt sich klamm an. Auf und ab geht es im windigen, nassen Oktober. 

„Ein vertrauter Geruch lag in der Meeresbriese, wie von Feuern, die in der Ferne brennen, mit einem Hauch von Zimt darin.“

Walter Moers

„Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“

In drei Tagen stehen wir am Fuße des Pyrenäen-Passes und wollen nach Spanien hineinlaufen. Irgendwo hinter dem Grau der Wolken und dem Regenschleier sind die massiven Mauern des Gebirges, das uns von Spanien trennt. Vielleicht werden wir es Morgen oder Übermorgen schon sehen.

Schon wieder ein Anstieg, diesmal auf einer kleinen Asphaltstraße. Der Regen lässt nach. Plötzlich sehe ich meinen eigenen Schatten vor mir den Weg entlanggehen. Nach einigen Minuten streife ich den Poncho ab und staune über den blauen Himmel. Dann bin ich oben, Blicke von dem schwarzen Asphalt auf und staune!

Nach 86 Tagen! Die PYRENÄEN! 

 

Da am Horizont schälen sich die zum teil schneebedeckten Gipfel aus den Wolken. Staunend stehe ich da. Hoffe, dass der Moment nicht zu schnell vorbei geht. Dann öffne ich den Rucksack und krame schnell die Kamera heraus, um diesen Moment für uns festzuhalten.

 

Irgendwo dort verläuft die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. 

Irgendwo dort werden wir unsere letzten Schritte in Frankreich machen.

Irgendwo dort hinter dem Horizont.

Am Horizont, dunkel zu erkennen: Die Pyrenäen!

So unerwartet, wie er gekommen ist, vergeht dieser Augenblick wieder. Wolken schieben sich vor die dunklen Gipfel und die Welt wird wieder vom Regen verschluckt. Was bleibt ist ein Bild und die Gewissheit, dass wir nicht mehr weit davon entfernt sind, Frankreich durchwandert zu haben.

Deine Meinung:

Wichtige Momente genießen oder festhalten?

Locke & Hut 05.10.2020

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Christine

    Oh, dass sind echte Herausforderungen, tagelang im Regen zu laufen. Wir hoffen, dass ihr beiden jeden Abend eine gute Unterkunft finden, um eure Sachen getrocknet zu bekommen und ungestört schlafen zu können.
    Wir sind i Gedanken bei euch.

  2. Andreas

    Hallo Ihr beiden, Gratulation zu Eurer gefühlten Zweisamkeit und den tollen Momenten und schönen Bildern.

    „Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich sein ist der Weg“

    In dem Sinne
    Andreas aus Berlin

    1. Herr Hut

      Hallo Andreas,

      Danke für dieses schöne und mutmachenden Zitat! Wir sind in der Tat sehr glücklich, indem wir einfach hier sind, auch wenn die aktuelle Situation in Spanien komplizierter wird.

      Beste Grüße nach Berlin aus dem herbstlichen Spanien.

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