„Hinter der Maske ist immer ein lebendiges Gesicht.“

– William Butler Yeats 

Schlagartig wird mir bewusst, dass Corona (Covid) noch immer voll aktuell ist. Die letzten Tage bis hinauf in die Pyrenäen hat uns dieses Thema nicht mehr stark beschäftigt. Die Herbergen hatten offen und es gab keine größeren Städte auf dem Weg.

Jetzt ist plötzlich alles anders. Wir sind in Spanien und man wird sich der aktuellen Situation von einem auf den anderen Augenblick voll bewusst. Hier ist selbst in dem kleinsten Dörfchen Corona top aktuell – alle tragen Masken.

„Wer immer tut, was er schon kann,

bleibt immer das,
was er schon ist.“

– Henry Ford

Wir hatten schon zuvor davon gehört, doch es wird uns erst jetzt bewusst. In Spanien herrscht Maskenpflicht sobald man das eigene Grundstück verlässt. Egal ob im Wald, auf dem Feldweg, im Supermarkt oder irgendwo zwischen Weiden und Schnellstraßen: Ich muss eine Maske tragen.

Dabei spielt es keine Rolle, dass wir als Pilger mehrere Kilometer am Tag zurücklegen, schweres Gepäck auf den Schultern tragen und insgesamt den Kontakt mit anderen Personen eher meiden. Auch wir müssen laut Gesetz mit Maske laufen.

Wie sich das anfühlt? Es ist absolut störend. Während ich noch in Frankreich versucht habe die Einkäufe im Supermarkt möglichst kurz zu halten, ist mir das nun nicht mehr möglich. Supermarkt oder nicht, die Maske muss auf sein. Dabei gehen wir und andere Pilger (nicht ganz Gesetzeskonform) folgendermaßen damit um:

In Städten und Dörfern, sowie an Landstraßen, tragen wir die Maske, da wir hier auf andere Menschen treffen. Auch haben wir die Maske stets griffbereit, falls uns andere Wanderer oder Spaziergänger auf dem Weg begegnen. Dann wird diese schnell aufgesetzt und Abstand gewahrt. Im Wald und auf Feldwegen haben wir die Maske nicht auf, da wir dort meist alleine unterwegs sind.

 

Ich finde es wichtig die geltenden Regeln ernst zu nehmen und nicht meine eigenen Regeln zu machen. Die Spanier halten sich an diese geltenden Regelungen und tragen beim Spazierengehen die Maske. Ich will mich als Gast in diesem schönen Land daher ebenfalls an die Regeln halten und mich als Pilger nicht über diese stellen. 

Abstand halten bei ersten Gesprächen unter Pilgern (hier mit Martha aus Dänemark)
Masken in der Stadt
Masken im Park

Die Masken schützen, verbergen aber auch die Gesichter. Dabei verstecken sich hinter einigen Masken neue Weggefährten oder interessante Persönlichkeiten. 

Kurz hinter dem kleinen Ort Zuburi hat Neill, ein ehemaliger Pilger, eine alte Kirche gekauft und restauriert diese. Das Schild vor seinem Garten lud uns zum Übernachten ein. Während wir „Hello“ rufend durch das Hoftor schritten, ahnte ich noch nicht, auf wen wir alles treffen würden.

Zunächst saßen dort nur einige unbekannte Persönlichkeiten, doch nach kurzer Zeit fielen die Masken und wir erfuhren die Geschichte von Neill und einer Familie aus Holland.

Neill hat vor einigen Jahren die alte Kirche von Eskirotz & Ilarratz gekauft. Sie liegt direkt am Jakobsweg zwischen den beiden Ortschaften im Tal von Esteribar. Mit der Hilfe von Freiwilligen und Spenden versucht er diese besondere Kirche aus dem 12. Jahrhundert vor dem Zerfall zu retten und sie zu einem Ort auszubauen, an dem Pilger herzlich willkommen sind. Diese Gastfreundschaft durften wir bereits erleben. Das Zelt direkt vor der Kirche, Tee am Morgen und eine kleine Führung werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Zelten auf dem Jakobsweg Zubiri
Unser Zelt vor der Abbey

Außerdem haben wir hier auch eine nette Familie aus den Niederlanden getroffen. Alex und seine Frau reisen mit ihren drei Töchtern seit 2 Jahren durch Europa. Mal zu Fuß, mal mit dem Bus, mal mit dem Fahrrad. Sie bleiben hier und dort für einige Tage oder gleich für mehrere Monate, wie auf einer Farm in Portugal. Sie hatten keine Lust  mehr auf ein Leben getrieben von Arbeit und Konsum und sind einfach losgelaufen. Schaut mal auf ihrem Blog vorbei, die Geschichten sind sehr inspirierend.

Für uns zwei absolut unterschiedliche aber inspirierende Begegnungen an einem sehr besonderen Ort. Wir sind gespannt, wie diese unsere weitere Reise beeinflussen werden. Werden wir am Ende wieder in Deutschland landen oder irgendwo anders hängen bleiben?

Etwas später kam noch Diana aus Deutschland mit ihren beiden Hunden Snoopy und Pascha hinzu. Sie ist ebenfalls mit Zelt unterwegs und wurde kurzerhand zum Bleiben eingeladen. Eine wunderbare Truppe aus unterschiedlichsten Personen!

Hut, Locke, Neill, Alex, Linda + Kinder und Diana
Snoopy
Pascha

Spannend wird es auf jedenfall weiterhin bleiben, mit Corona, den Etappen, den anderen Pilgern und dem, wohin es nach Santiago gehen wird.

 

Unsere Herzen haben auf jeden Fall Mut gefasst in jeglicher Hinsicht. 

10.10.2020 kurz vor Pamplona

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alexander

    Hallo „Locke und Hut“ 😉😃

    Einen schönen Blog zu Lesen wie ihr es Erfahren habt. Danke für es Teilen Euren Geschichten und Erfahrungen, werde die gerne Weiterfolgen. Einen guten Fortsetzung Euren Reise,

    Liebe von uns!
    💞🌞

    Lin, Alex, Hindi, Helena und Hannah Israël

    1. Herr Hut

      Es war für uns eine große Freude, den Abend und den kurzen Morgen mit euch zu verbringen. Wir sind gespannt, was ihr über „The Abbey“ berichten werdet.

      Beste Grüße aus Puente la Reina
      Franzi und Soehnke

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