„Die Menschen, denen er begegnete, 

die Orte, die er durchquerte, 

waren Schritte auf seiner Reise, 

und jedem einzelnen von ihnen

räumte er einen Platz
in seinem Herzen ein.“

Rachel Joyce,

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Die Hitze in Frankreich macht uns sehr zu schaffen. Bei 35-38°C zu wandern, macht keinen Spaß und zwingt einen immer wieder zu längeren Pausen. Wir versuchen diese in der Nähe von Kirchen zu machen, da wir hier erstens im kühlen Schatten der kalten Steine sitzen können und zweitens auf den kleinen Friedhöfen daneben eine sichere Trinkwasserquelle haben.

Auf diese Weise schaffen wir unsere angestrebte Etappenlänge von 20-25 km meistens. So geht es langsam Richtung Spanien und Santiago de Compostela. Dabei wirken die Dörfer, durch die wir kommen, derzeit wie verlassen. Zum Schutz vor der Mittagshitze sind die Fensterläden oder Rollläden geschlossen und auf den Straßen hält sich kaum jemand auf. Die Menschen, denen wir begegnen, sind dafür umso hilfsbereiter und fragen uns sehr oft, ob wir noch genug Wasser haben oder ob wir welches benötigen

Dennoch scheint unser Pilgerziel Santiago noch immer in weiter Ferne. Wie weit wir noch laufen müssen, verraten uns ab und an Schilder an Klöstern, Steine in Parkanlagen und Vorgärten. 

 

Diese Angaben variieren jedoch sehr stark. Hier eine kleine Auswahl (Bilder anklicken):

Lahnstein Tag 16
Kloster Arnstein Tag 19
Monzel Tag 21
Klausen Tag 22
Sanry -Les-Vigy Tag 27
Dorf vor Metz Tag 30

Sonntag Nachmittag haben wir spontan bei einem Haus mit einem solchen Entfernungsschild geklingelt. Wir wollten erfahren, ob es in der Ortschaft die kleine Herberge aus unserem Wanderführer über den Jakobsweg von Marburg nach Vezelay* noch gibt. Nach einem „no“ als Antwort (vielleicht hätten wir doch den aktuelleren Pilgerführer von Trier nach Vezelay* kaufen sollen) , wurde der Mann plötzlich aktiv, überquerte die Straße und klingelte bei einigen Nachbarhäusern. Aus einem schönen kleinen Haus trat ein Ehepaar und winkte uns zu sich heran.

Nach einem kurzen Gespräch wurden wir hereingebeten. Es wartete ein Zimmer, eine Dusche, kühles Wasser und Bier, sowie ein neugieriger und lieber Hund auf uns. Marie Therese und Regis sagen von sich selbst, dass sie nicht viel besitzen, dies aber gerne mit uns teilen wollen. Wir erzählten über die Orte, durch die wir bisher gekommen waren und Marie zeigte uns auf einer Karte in welchen deutschen Städten sie schon waren. Dabei übersetzte sie für ihren Mann auf Französisch und Franzi übersetzte mir auf Deutsch. 

Bevor das Abendessen gemeinsam zubereitet werden konnte, fuhren wir zu ihrem „Garten“ mit kleinen Gewächshäusern, in denen Tomaten, Bohnen, Basilikum, Aubergine, Gurken, Zucchini, Radieschen, Salat, Himbeeren, Fenchel und Petersilie gezüchtet werden. Umgeben sind diese von Apfel-, Mirabellen-, Pfirsich-, und Kirschbäumen. Mehrere Schafe und Hühner bevölkern die Wiese dazwischen. 

Hier wird alles angebaut, was sie brauchen.

Entsprechend gut hat das Essen geschmeckt: Quiche mit Gemüse und dazu Bohnen und Gurkensalatsalat. Köstlich und sehr sehr lecker!

Bei einem roten Wein wurden die Stunden des kühlen Abends genossen. Für Frau Locke gab es weißen „Mädchenwein“ (lieblichen Weißwein).

Ein absolut perfekter Abend, mit wunderbaren Menschen!

Am nächsten Tag ging es direkt mit Überraschungen für uns weiter. Unterwegs fragten wir in der Gluthitze der Mittagsstunde in Saizerais an einer Tür nach Trinkwasser. Eine Minute später saßen wir im klimatisierten Wohnzimmer. Nach einer kurzen Schocksekunde gewöhnte sich mein Körper an die kalten 24°C. Wir wurden mit köstlicher Mirabellen-Tarte und kühler Limonade versorgt. Saba und Fabrice waren sehr interessiert an unserer Pilgerung nach Santiago de Compostela.

 

Saba wollte uns gerne noch etwas mit auf den Weg geben:

 

Ein Glas Mirabellenmarmelade – Dies sei zu schwer, meinte Fabrice.

Eine Packung Schokoladenkekse – Diese würden schmelzen, meinte Fabrice.

Eine Handvoll Mirabellen – Diese wären nicht gut für den Magen, meinte Fabrice.

Eine Packung Nüsse – Diese haben wir schon meinte Herr Hut.

Am Ende gingen wir mit zwei wunderbar gekühlten Flaschen Wasser zurück auf den Camino.

 

Sie haben einen Platz in unserem Herzen.

 

Die verschiedenen Menschen und Orte, denen wir begegnen. Danke für so viel Gastfreundschaft und Vertrauen am Wegesrand!

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