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  • Beitrag veröffentlicht:21. Februar 2021

„Wohin gehst du, wenn du sagst du gehst nach Hause?“

– Stein am Jakobsweg

Ich müsste gar nicht viel schreiben, denn diese einfache Frage hat bereits genug Inhalt. Für manche scheint die Antwort schnell gefunden zu sein, für andere hingegen ist sie eine Frage ohne klare Antwort.

Wir sind zumindest wieder dort, wo unsere Wanderung begonnen hat.

„Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.“

– Marie von Ebner-Eschenbach

Bereits an der Grenze zwischen Portugal und Spanien wurden wir gefragt wohin wir gehen. „Home“ war meine kurze Antwort, woraufhin der Grenzbeamte uns mit der Hand bat, wieder in den Bus einzusteigen. 

Anstatt mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland zu fliegen, haben wir uns entschlossen den Fernbus zu nehmen. Das Flugzeug fühlte sich einfach nicht richtig an. Wir konnten nicht, nach über 150 Wandertagen und fast 3.000 zurückgelegten Kilometern zu Fuß, in unter 3 Stunden zurück nach Deutschland fliegen. Also ging es per Bus in 35 Stunden nach Deutschland und anschließend per Zug in 4 Stunden nach Hessen.

Dabei führte uns der Bus durch die Regionen und Landschaften, die wir Monate zuvor durchwanderten. Kastilien und León, mit den weiten, endlosen Feldern der Meseta und die prächtige Kathedrale von Burgos zogen an unseren Fenstern vorbei. Die Pyrenäen grüßten aus der Ferne, bevor wir Frankreich in der Nacht durchquerten. 

Langsam fuhren wir nach Osten und langsam ging die Vegetation von Frühling in den Spätwinter über. Blüten an den Bäumen schienen wieder einzuschlafen, das frische Grün auf den Feldern zog sich zurück und die zarten Knospen wichen kahlen Ästen vor einer grauen Wolkendecke. 

Irgendwie seltsam. In Portugal war noch alles grün und die Blumen zeigten sich von ihrer ganzen Farbenpracht. Doch scheinbar haben wir die milden Temperaturen mitgebracht, da mittlerweile zum Glück kein Minus mehr vor der Gradzahl steht. 

Zwar ist die Freude groß, wieder „zu Hause“ zu sein, aber es fühlt sich auch seltsam an. Da sind plötzlich Kisten voller Gegenstände, Koffer voller Klamotten und auseinandergebaute Schränke oder Regale. Ist das „Zuhause“? Ein Ort, an dem man wohnt, an dem man ist?

Zu Hause, das sind für uns die Menschen. Die Menschen in deren Nähe wir uns wohl fühlen, die uns gut tun. Es ist ein Gefühl von Geborgenheit, Zufriedenheit und innerer Ruhe. Zuhause bin ich angenommen, so wie ich bin. Ich kann einfach sein. 

Wir sind losgegangen und wollten irgendwann wieder nach Hause kommen. Jedoch nicht in unsere alte Wohnung, sondern an den Ort, an dem wir uns wohl fühlen. Auch unterwegs haben wir uns wohl gefühlt. Unser kleines grünes Zelt war unser Zuhause. Manchmal war auch einfach der Weg oder die kleine Herberge mit den fröhlichen Pilgern unser Zuhause. Wir fühlten uns wohl und angenommen.

An der Mosel
Jakobsweg Corona
In Frankreich
Hontanas
In Euskal Herria
In Spanien

Doch einen Unterschied gab es: Die Menschen haben gewechselt, immer wieder musste man von diesem „Zuhause“ aufbrechen und weitergehen.

Wohin gehen wir also, wenn wir sagen, wir gehen nach Hause?

 

Wir gehen an einen Ort, von dem wir so schnell nicht wieder aufbrechen müssen.

Wohin gehst du, wenn du sagst du gehst nach Hause?

19.02.2021 - Zug Richtung Siegen

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Alexander

    Hallo Leute!
    Das muss sich merkwürdig abfüllen wieder an die Stelle zu sein so es alles angefangen hat. Wo ihr für längere Zeit nicht abbrechen mußt. Schöne Aussage und wir Verstehen das wie keine anderen. Uns geht es – wie immer Würde ich Sagen – für aber wir wissen dass wir hier nicht bleiben werden… Und ihr wahrscheinlich auch nicht👁️😉. Liebe Grüße von uns! 🎈

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