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  • Beitrag veröffentlicht:29. November 2020
  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare

„Manchmal sind es die kleinsten Dinge, welche den meisten Platz in deinem Herzen einnehmen.“

– A.A. Milne in Winnie Puuh

Gerade in der jetzigen Zeit merken wir, wonach sich unser Herz am meisten sehnt. Es wird stiller in und um uns herum. Die Tage werden kürzer und das Wetter trüber. Wir hängen Lichterketten auf, backen Plätzchen, schalten die alljährliche Weihnachtsmusik langsam an und sitzen in warmen Decken und mit dampfendem Tee auf dem Sofa. Dazu kommen die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen aufgrund von Corona – also auch dort keine Ablenkung, kein Treffen mit anderen, keine Kinos, Theater, Bars oder Restaurantes. 

So beginnt dieses Jahr der Advent. 

„Wer leben will, muss das Leben langsam leben, Schritt für Schritt gehen. Entschleunigung tut gut.“

unbekannt

Advent bedeutet auf lateinisch „Ankunft“. Ich weiß nicht wo du dieses Jahr gerne am ersten Advent angekommen wärst. Vor vier Monaten hatte ich gedacht wir würden den Jakobsweg heute beenden und bei unseren Freunden ankommen. Jetzt sind wir bereits da, ohne beendeten Weg. Vielleicht hattest du ebenfalls besondere Pläne, Träume, Wünsche, Hoffnungen für den Start in diese so besondere, oft stressige, aber dennoch interessante Zeit des Jahres. Vielleicht geht es dir auch wie mir, und du fragst dich, wie die Adventszeit und Weihnachten dieses Jahr werden. 

Letzte Woche hatte ich Zeit mir darüber besonders Gedanken zu machen. Eigentlich wollten wir auf den Jakobsweg zurück, da wir die Information erhalten hatten, dass wir ohne Probleme bis nach Santiago gehen könnten. Wir waren voller Vorfreude und machten uns ans Packen der Rucksäcke. Losgegangen sind wir dann doch nicht, da es Frau Locke gesundheitlich nicht ganz gut ging. So haben wir uns entschlossen, bis Weihnachten hier zu bleiben.

Auch wenn wir aufgrund der neuen Verordnungen überwiegend zu Hause bleiben müssen, gibt es doch vieles, was sich lohnt zu tun. Rausgehen können wir wegen des Wetters sowieso nicht mehr so ausgiebig, also haben wir die Natur zu uns in das Wohnzimmer geholt. Direkt auf verschiedene Weihnachtskarten. Wir haben dieses Jahr endlich einmal Zeit, selbstgemachte Weihnachtskarten zu basteln. Mit einfachsten Mitteln lassen sich wunderbare Kunstwerke erschaffen, die mir aus dem Herzen sprechen. Kleine Nachtlandschaften entstehen mit wenigen Pinselstrichen und führen mich Gedanklich zurück in die abendlichen Wälder auf unserem Weg. Auf dem zuvor nass gemachten Blatt verschwimmt die Farbe und hinterlässt weit entfernte Wälder. Der Gedanke an unsere Familien, die diese Karten bald in Händen halten werden löst in mir Freude und Sehnsucht aus. Weihnachten ist anders, wenn man alle Weihnachtsgrüße in Briefumschlägen verschicken muss, anstatt die Karten persönlich zu überreichen. 

So anders es von den Umständen ist, so ähnlich ist vieles aber auch. Die Wohnung für die kommende Adventszeit ist hergerichtet. Neben den Dekorationen an den Fenstern steht auch der Adventskalender für die Kinder (und Erwachsenen) verlockend bereit. Strahlende Kinderaugen blicken staunend auf Lichterketten und die kleinen Geschenke des Adventskalenders. Diese strahlenden Blicke reichen aus, um mein Herz mit Fröhlichkeit zu füllen. Ich stimme ein in glucksendes Lachen und höre mich Weihnachtslieder singen, während ein Plätzchen nach dem anderen vom Teller in meinen Mund wandert.

Adventskalender

Dabei ist es noch nicht einmal Dezember, es liegt kein Schnee, es ist auch nicht besonders kalt draußen, nur ungemütlich. Dennoch beginnt die Weihnachtszeit für mich dieses Jahr besonders intensiv. Statt Weihnachtsstress habe ich Zeit, um ganz neu zu erleben, zu fühlen, zu hören, wirklich anzukommen.

Natürlich haben wir heute auch unseren selbstgesteckten Adventskranz von letzter Woche entzündet und uns dabei gefragt, woher der Adventskranz eigentlich kommt. Genau wie heute auch, half der erste Adventskranz 1839 von Johann Hinrich Wichern den Kindern das Warten auf Weihnachten zu erleichtern. Der damals noch mit 22 bis 28 Kerzen geschmückte Kranz ist der Vorgänger unseres heutigen Kranzes. Die Kerzen stehen damals wie heute zum einen für die vier Adventssonntage, zum anderen aber auch für Jesus Christus, entsprechend der Bibelstelle aus Johannes 1,1: „Das Licht (Jesus) leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können“ 

Adventskranz aus spanischer Vegetation
Die erste Kerze brennt.

Dieser Zuspruch gibt mir immer wieder Hoffnung. Die Finsternis kann das Licht nicht auslöschen. Egal wie Finster es um mich herum oder in mir ist, da ist ein Licht, dass nicht erlischt. Ähnlich der Sonne, die nach einer langen Nacht feurig am Morgen aufgeht und die Nacht beendet, triumphiert das Licht immer über die Dunkelheit. So zünden wir ganz bewusst in diesem Jahr die Lichter am Adventskranz an und freuen uns trotz der dunklen Jahreszeit.

Mich hat es immer im Herzen erfreut, durch den dunklen Abend zu gehen und die kleinen Lichter von Kerzen in den sonst dunklen Fenstern zu sehen. Ein kleines Licht kann mitten ins Herz leuchten, egal wie dunkel es um einen herum ist. Leider gibt es hier in Galicien die Tradition des Adventskranzes nicht. Auch sehen wir noch keine Kerzen oder andere Lichterketten in den Fenstern der Häuser. Ich hoffe wir werden trotzdem einige Kerzen in Fenstern stehen sehen, die mit ihren kleinen Flammen in die Dunkelheit leuchten.

Ansonsten wird ein wenig geträumt, von der Zeit im nächsten Jahr. Wir planen nach Beendigung des Jakobsweges in Santiago den Weg nach Süden durch Portugal fortzusetzen. Wie es dort weitergeht wollen wir uns offen halten. Vielleicht laufen wir zu Fuß, vielleicht per Anhalter, vielleicht ganz anders. Wir wissen es noch nicht. 

Bis dahin genießen wir es hier zu sein, lassen uns die wenige Sonne am Strand aufs Gesicht scheinen und trotzen dem Regen bei Gesellschaftsspielen, gutem Essen und Lego.

Kleine Krippe aus Lego

Es liegt an dir, wie du diese besondere Zeit des Jahres gestaltest. Welchen Dingen gibst du Platz in deinem Herzen? Wie gestaltest du die Zeit, die du hast? Vielleicht bist du traurig über die geänderten Umstände. Vielleicht aber auch froh, dass dieses Jahr alles etwas anders ist und dein persönlicher Weihnachtsstress ausbleibt. Ganz egal wie du auf diese Zeit siehst, eines bleibt:

Weihnachten wird kommen: Tag für Tag, Kerze für Kerze. Mal laut und mal leise. Und manchmal mitten hinein in dein Herz.

 

Wir wünschen dir einen wunderbaren 1. Advent!

Wie erlebst du den Beginn der Adventszeit dieses Jahr?

27.11.2020

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Franz

    Hallo Locke und Hut
    Erstens, wie geht es Locke und ich hoffe auf eine gute Genesung,
    Ich habe Ihren Beitrag gelesen und muss sagen, dass er sehr schön und sehr gut geschrieben ist, auch wenn er eine kleine Träne hervorgebracht hat. Ich wünsche Ihnen alles Gute und einen schönen Advent.
    gestern zu hause 18 ° heute 3 ° und seit gestern 10 weitere kälber, bereits mehr als 50 geboren. Ihre Idee, sich nach Portugal auszudehnen, scheint mir eine gute Idee zu sein. Ich habe es zu einem echten Wunder gemacht, die ganze Küste entlang zu fahren. Es ist eine meiner schönsten Reisen voller schöner Kirchen und Schlösser auf dem Rückweg durch das Zentrum I. ging durch Fatima.
    Ich wünsche Ihnen wieder einen guten Aufenthalt und dass alles gut läuft, besonders gute Gesundheit vur Locke
    Francis
    PS:“Manchmal sind es die kleinsten Dinge,( oder durchgenden Leute ) welche den meisten Platz in deinem Herzen einnehmen.”

    1. Herr Hut

      Hallo Franz,
      Frau Locke geht es wieder besser. Es freut uns, dass dir unsere Gedanken zum 1. Advent gefallen haben. Wir empfinden die ein hier als sehr besonders und erleben immer wieder neues, obwohl wir uns nicht vom Fleck bewegen. Schön, dass auch bei dir immer wieder Neues geschieht und das Leben trotz der Umstände weiter geht. Wir sind bereits sehr gespannt auf Portugal.

      Ganz liebe Grüße nach Frankreich 🙂
      Franzi und Soehnke

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